BENSHEIM. – Die plätschernden Brunnen in der Innenstadt sind nicht nur beliebte Treffpunkte, sondern tragen auch maßgeblich zur Attraktivität und Aufenthaltsqualität bei. Gerade in den wärmeren Monaten laden sie zum Verweilen ein, spenden Kühle und beleben das Stadtbild auf charmante Weise.
Bisher sitzen die historischen Brunnen allerdings auf dem Trockenen – aus finanziellen Gründen. Aufgrund der vorläufigen Haushaltsführung ist es der Verwaltung nicht möglich, die Becken zu befüllen.
Konkret geht es um den Lammertsbrunnen sowie für die Zeit nach dem Bürgerfest und vor dem Bergsträßer Winzerfest um den Bürgerwehr- und den Hospitalbrunnen.
Diese beiden Brunnen werden während der Traditionsfeste bekanntlich bewirtschaftet, so dass nur in den Monaten dazwischen das Wasser fließen könnte. Die Inbetriebnahme ist jeweils mit Kosten in Höhe von 1.000 Euro verbunden – sofern keine Schäden vorliegen.
Ohnehin außer Betrieb ist der Sankt-Georgs-Brunnen auf dem Marktplatz, nachdem dort im vergangenen Jahr der eiserne Umfassungsring durchgebrochen war.
Aktuell laufen Abstimmungsgespräche mit dem Denkmalschutz in dieser Angelegenheit. Ebenfalls nicht funktionstüchtig sind wegen Schäden an der Technik der Nibelungenbrunnen und der Brunnen auf dem Beauner Platz.
„Die Brunnen sind Teil unserer Stadtkultur und tragen zur Belebung der Innenstadt bei. Trotzdem zwingt uns die Haushaltslage zu diesem Schritt. Wir dürfen das Geld schlicht nicht ausgeben“, betont Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung.
Um den Betrieb der Brunnen dennoch wieder zu ermöglichen, setzt die Stadt auf die Unterstützung von Unternehmen, Institutionen und engagierten Bürgern.
Ziel ist es, durch Sponsoring-Partnerschaften die Kosten für die Inbetriebnahme zu decken. Auch Paten, die die Pflege der Anlagen übernehmen können, sind immer willkommen.
Die Brunnen sind jedoch nicht nur ein belebendes Element für die Fußgängerzone. Sie sind darüber hinaus Zeugnisse der Bensheimer Geschichte.
Der 1934 zusammengestellte Bürgerwehrbrunnen hat dem Platz vor der Alten Faktorei seinen Namen gegeben. Aus vier Ausgussrohren plätschert das Wasser in das achteckige Sandsteinbecken.
Ein Hingucker ist die reich verzierte klassizistische Brunnensäule – ebenfalls aus Sandstein. Vier Löwentatzen zieren ihren Sockel. Die Säule hat eine längere Geschichte – und mehrere Standortwechsel hinter sich. Ursprünglich wurde sie 1836 durch den Darmstädter Hofbildhauer Philipp Johann Scholl für den Marktplatz angefertigt.
Der Brunnenstandort vor dem Heilig-Geist-Hospital ist bereits seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar, der vergleichbar gestaltete unmittelbare Vorgänger des heutigen Brunnens mit der Kugel auf der Mittelsäule wurde 1711 errichtet.
Das runde Becken des aktuellen Hospitalbrunnens wurde unter Kreisbaumeister Michael Mittermayer 1842/43 aus Hammelbacher Sandstein gefügt, die Mittelsäule wahrscheinlich gleichzeitig.
Die beiden bekrönenden Putten mit den Weintrauben kamen nach Angaben der Denkmalpflege Hessen erst 1935 durch den Bildhauer Hofmann aus Versbach bei Würzburg hinzu, zusammen mit den kunstvoll geschmiedeten Ausgussrohren des Bensheimer Schlossermeisters Schütz.
Der Lammertsbrunnen hat ebenfalls eine interessante Geschichte. Der damalige Stadtbaumeister Velten Hornig ließ 1582 eine Quelle fassen, von wo das Wasser in Holzröhren zu einem neu erbauten Brunnen in der Vorstadt geleitet wurde – es war die Geburtsstunde des späteren Lammertsbrunnen.
Sein Name geht übrigens auf eine wohlhabende Bensheimer Familie zurück, die ursprünglich aus Bobstadt stammte. Im Jahr 1762 taucht erstmals eine Verbindung zwischen dem Brunnen und dem Namen Lammert auf.
Der Brunnenstandort verzeichnete über die Jahrhunderte eine wechselvolle Historie mit neuem Aufbau, der Einbindung des Bensheimer Architekten Heinrich Metzendorf und dem Abbruch der Anlage 1928, weil sie in der Hauptstraße als Verkehrshindernis wahrgenommen wurde.
Erst 1989 wurde eine Nachbildung des Lammertsbrunnens an seinem ursprünglichen Standort wieder aufgebaut.
Nicht nur in der Innenstadt, auch in den Stadtteilen haben die Brunnen oftmals eine besondere Bedeutung. Dort stellt sich die Situation allerdings etwas anders dar. Brunnen, die sich aus Quellen speisen – wie beispielsweise der Gassenbrunnen in Gronau – dürfen unabhängig von der Haushaltslage in diesem Sommer plätschern.