Maximilian Klöss (33) ist seit 100 Tagen Bürgermeister seiner Heimatstadt Lindenfels. Foto: privat
Enorme Finanzprobleme wie landauf – landab überschatten neben anderen „Baustellen“ auch den Start des Lindenfelser Bürgermeisters an der Verwaltungsspitze: Förderprogramme sollen es richten
Maximilian Klöss (33) ist seit 100 Tagen Bürgermeister seiner Heimatstadt Lindenfels. Foto: privat
LINDENFELS. – Auch nach 100 Tagen im Amt des Bürgermeisters ist der Tatendrang von Maximilian Klöss ungebremst. Der neue Rathauschef sieht sich zwar wie nahezu alle Kommunen landauf – landab mit enormen Finanzproblemen seiner Stadt konfroniert, gibt sich aber kämpferisch: „Ich wusste, was auf mich zukommt“, sagt der 33-Jährige.
Als Erster Stadtrat und Vertreter des ausgeschiedenen Bürgermeisters Michael Helbig (SPD) hatte Klöss tatsächlich bereits umfangreichen Einblick sowohl in die Finanzsituation in Lindenfels als auch um die Notwendigkeiten in der Burgstadt.
„Es macht mir trotzdem Riesenspaß, etwas bewegen zu können, auch wenn dies aktuell aus wirtschaftlichen Gründen nur im Kleinen erfolgen kann“, hofft Maximilian Klöss zeitnah auf Förderprogramme, mit denen sich der Gestaltungsspielraum vergrößern würde.
„Wir haben eine wunderschöne Stadt auch wenn es viele Baustellen zu bearbeiten gibt“
Insbesondere seine Heimatliebe trägt den waschechten Lindenfelser Sozialdemokraten, der als unabhängiger Bewerber in den Bürgermeister-Wahlkampf gezogen war. Dies nicht zuletzt, weil er kein Bürgermeister für seine Partei sein will, sondern „ein Bürgermeister für alle Lindenfelser“, wie er stets betont.
Und so schwärmt Klöss von seiner Heimatgemeinde: „Wir haben eine wunderschöne Stadt auch wenn es viele Baustellen zu bearbeiten gibt“. Eben diesen „Baustellen“ will sich der agile Verwaltungschef widmen.
So sieht er es derzeit als vordergründige Aufgabe um den städtischen Haushalt, der zwar schon im Dezember vergangenen Jahres vom Stadtparlament beschlossen wurde, aber noch immer nicht von der Aufsichtsbehörde genehmigt ist, zu kämpfen.
Grundsteuer B mit 990 Punkten schon ziemlich ausgereizt
Das Gesamtvolumen des Jahresetats 2025 beläuft sich auf 14 Millionen Euro bei einem Defizit von 600.000 Euro. Dabei sei der Hebesatz der Grundsteuer B mit 990 Punkten schon ziemlich ausgereizt, zumal man damit bereits kreisweit an der Spitze stehe, wie Klöss sagt.
Weitere Großbaustellen seien neben der Erfüllung der Wunschvorstellung der Freiwilligen Feuerwehren Kolmbach und dem Lautertaler Ortsteils Gadernheim für einen gemeinsamen Stützpunkt der Wehren bei einem Finanzbedarf von rund 10 Millionen Euro auch die Sanierung des Gerätehauses in Winterkasten die einen Kostenaufwand von 2,4 Millionen Euro erforderlich macht.
„Wir haben kein Ausgaben-, wir haben ein Einnahmeproblem“
Für die erforderliche Sanierung eines Hochbehälters müssten 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, während der Bürgermeister für die Schwimmbadsanierung auf Landesfördermittel hofft. Der Ausbau des Glasfasernetzes in Lindenfels erfordere weitere 450.000 Euro.
Angesichts der Tatsache, dass die Aufsichtsbehörde verlange, die Verwaltungskosten weiter zu senken und Gebührensatzungen anzupassen, damit sich die Einnahmen erhöhen, sei das alles eine Herkulesaufgabe, vor der er sich „jede Rechnung anschaue“, um die Ausgaben streng zu überwachen. „Aber wir haben kein Ausgaben-, wir haben ein Einnahmeproblem“.
Gleichwohl hegt Klöss Hoffnung, dass mit einem Gewerbegebiet in Kolmbach und mit einer Agri-Photovoltaikanlage in Winterkasten die Einnahmen künftig steigen, auch wenn dies kurzfristig nicht zu erwarten sei.
„Das Glück folgt nur dem Tüchtigen“
Neben allen Finanzproblemen sei er auch mit weiteren Lösungsfragen konfrontiert, die den Lebensstandard der Region, wie beispielsweise der Schließung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Lindenfels betreffen.
Vertrauend auf seinen Wahlspruch „das Glück folgt nur dem Tüchtigen“, widme er sich seiner Arbeit in der Rathausspitze, für die oftmals eine 40-Stundenwoche nicht annähernd ausreiche.
Da sei es sehr hilfreich, dass er mit seiner Frau Anna Dreißigacker eine große Stütze an seiner Seite wisse, die als Mitarbeiterin der Stadt Weinheim Kenntnisse um die Nöte in einem Rathaus habe.
Auch seien ihm Gespräche mit den Bürgern wichtig. Dennoch bitte er um Verständnis, dass er angesichts seiner belastenden wichtigen Aufgaben im Rathaus nicht jede Vereinsveranstaltung besuchen könne. Selbst privat müssten sich seine Aktivitäten derzeit auf gelegentliches Joggen oder bisweilen auf einen kurzen Ausflug mit seiner Ehefrau beschränken.
„Nur gemeinsam können wir etwas erreichen, müssen in die gleiche Richtung marschieren“
Die 44 Mitarbeitenden der Stadtverwaltung wie des Bauhofs Lindenfels hätten ihn bei seiner Amtsübernahme sehr gut aufgenommen. Die Abläufe im Rathaus würden funktionieren, lediglich an kleinen Stellschrauben will Maximilian Klöss zur Optimierung der Abläufe bei einem motivierten Rathausteam noch drehen.
Für Verbesserungshinweise aus der Bevölkerung sei er auch sehr dankbar, sagte Klöss, verwies aber auch darauf, dass oftmals von der Verwaltung eingefordertes Verständnis keine Einbahnstraße sei, „denn nur gemeinsam können wir etwas erreichen und müssen deshalb in die gleiche Richtung marschieren“.
Dabei gelte es alle Bürger generationenübergreifend mitzunehmen, „denn wir sind ein attraktiver Wohnort und haben für alle Generationen gleichermaßen viel Schönes zu bieten“, wirbt Maximilian Klöss um Unterstützung bei jung und alt zum Wohle der gesamten Stadtgesellschaft.












