Klaus E. Wagner
In der Presse waren jüngstens mehrere Berichte über die Möglichkeiten der Nutzung regenerativer Energien zu lesen. Dazu entsprechende Aktivitäten eines Vereins und dessen Gespräche mit Bensheimer Parteien.
Der Verein will als Genossenschaft derartige Anlagen finanzieren und betreiben. So PV- und Windanlagen, eine große Batterie-Anlage sowie die Nutzung von Geothermie. Man verspricht sich auskömmliche Erlöse und den Effekt einer örtlichen Wertschöpfung.
Die Wertschöpfung ist fraglich. PV-Anlagen und Wechselrichter kommen aus China, demnächst wohl auch Windanlagen. Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig! Was bleibt da für Bensheim?
Bereits derzeit gibt es in Deutschland eine gewaltige „Überbauung“ von PV- und Windanlagen. Die installierte Leistung beträgt etwa 183.000 MW (Juli 2025). Andere Regenerative mit etwa 25.000 MW sind hinzu zuzählen. Der Bedarf im Winter beträgt etwa 85.000 MW, im Sommer und an Wochenenden etwa 30.000 MW. Der Strommarkt (Börse) reagiert infolge des zeitweisen Überangebots von Strom mit niedrigsten Preisen und mit sogenannten Negativ-Preisen.
Letztere bedeuten, dass Strom mit Abnahmeprämien an das Ausland „verschenkt“ werden muss (Zwang zur Netzstabilität). Hieraus ist erkennbar, dass grundsätzlich die Erlöse aus dem Verkauf von Strom hoch unsicher sind. Die Politik kann das derzeitige Fördersystem (EEG-Gesetz, Abgaben wie Stromsteuer) nicht aufrechterhalten. Dazu gibt es viele Medienberichte.
Andererseits werden weitere Regenerative-Kraftwerke die Strompreise erhöhen (müssen). Das infolge der notwendigen „Ersatz-Kraftwerke“ (bei Dunkelflauten), Netze, Speicher zur Sicherung der Netzstabilität.
In Bensheim besteht nach wie vor die Windanlagen-Standortfrage. Bisher hat die Stadt dazu keine Antwort gegeben. Es gibt Initiativen , die sich massiv gegen derartige Anlagen wehren. Der Verein favorisiert nunmehr einen Standort zwischen Heppenheim und Bensheim. Motto offenbar: möglichst weit weg, damit der Protest nicht so auffällt.
Besser wären Standorte im Ried. Die Villen-Bewohner am Odenwaldhang würden dann direkt die Segnungen der Windindustrie (gleich Eifeltürmen) erleben können. Außer Natur- und Landschafts-Zerstörung sind keine Vorteile zu erwarten. Das gilt auch für PV-Freiflächenanlagen. Die Agro-PV ist ebenso abzulehnen. Die Betonierung von Flächen ist das Übel.
Bei einer CDU-Veranstaltung wurde vom genannten Verein der Bau und die Vorteile einer großen Batterie-Anlage zur Stromspeicherung vorgetragen. Man wolle damit die wechselhaften Erzeugungen von Wind- und PV-Anlagen nutzen. Billigst Strom kaufen, wenn Überschüsse bestehen, und diesen wieder verkaufen, wenn Strombedarf besteht. Aber für Bensheim?
Es wurde behauptet, dass diese Anlage, betrieben von der Genossenschaft, keine Konkurrenz zum GGEW darstelle. Das ist zu hinterfragen. Es sollte doch jedermann verständlich sein, dass dieses Konzept sehr wohl in das Geschäft des GGEW massiv eingreifen wird.
Im Vergleich, z. B. wenn Hausfrauen zu Hause Brot und Brötchen backen. Das beeinträchtigt letztlich die Geschäfte der Bäckereien. So ist das bei allen derartigen Tätigkeiten. Erst recht bei der Stromversorgung. Bei den Bäckereien mag das noch hinzunehmen sein. Beim Strom geht es aber um die Sicherheit der Versorgung von allen GGEW-Kunden.
Wie soll diese Anlage „gesteuert“ werden? Woher kommen die Signale „jetzt speichern, jetzt liefern“? Im nachhinein kann man gut in Diagrammen diese Zeitpunkte (und resultierende Gewinne) darlegen. Dieses „Stromgeschäft“ wäre doch nur in engster Verbindung mit dem GGEW zu händeln. Da hat ein Fremder nichts zu suchen. Das gilt eigentlich auch für alle privaten PV-Anlagen. Das Stromgeschäft des GGEW wird gestört!
Die Kapazität der Batterie soll etwa 100 MWh betragen. Mit einigen Annahmen würde es sich um eine elektrische Leistung handeln, die etwa dem dreifachen Leistungs-Bedarf von Bensheim entspricht. Die Entladungsdauer beträgt etwa 1 bis 2 Stunden. Das Invest soll 50 bis 60 Mio. Euro betragen, der Flächenbedarf etwa 1,5 Hektar. Das entspricht der Fläche des Weiherhaus-Stadions. Eine geeignete Fläche soll verfügbar sein! Bitte wo?
Bei diesem Vorhaben sollte sich die Stadt Bensheim sehr wohl überlegen, wie es um die Zukunftsfähigkeit des GGEW steht. Die Stadt ist Hauptaktionär des GGEW. Zu fragen ist auch, wie beurteilen die anderen Gemeinde-Aktionäre ein derartiges Vorhaben.
Kann eine derartige Energiewende für Bensheim erfolgreich sein, oder sollte man sich von dieser Politik besser „abwenden“?
Klaus E. Wagner
64625 Bensheim