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>Seniorenzentrum am Fürstenlager< wird zum >Seniorenzentrum Wiesengrund<

Die seit zehn Jahren insolvente >Seniorenresidenz am Fürstenlager< im Bensheimer Stadtteil Auerbach ist Geschichte. Der neue Betreiber Christian Schulze bittet nunmehr in die neu gegründete >Seniorenresidenz Wiesengrund<.

Nach skandalumwitterten Kündigungen und großen Sorgen und Nöten im Auerbacher Seniorenzentrum kehrt dort jetzt wohl wieder Ruhe ein, denn ab Freitag, 17. Oktober, betreibt Christian Schulze die neue >Seniorenresidenz Wiesengrund< an gleicher Stätte

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AUERBACH. – In der ehemaligen >Seniorenresidenz am Fürstenlager< im Bensheimer Stadtteil Auerbach wird zum Ende dieser Woche ein neues Kapitel aufgeschlagen. Christian Schulze übernimmt zum Freitag, 17. Oktober, die seit Ende September geschlossene frühere Senioreneinrichtung und betreibt diese künftig unter dem Namen >Seniorenresidenz Wiesengrund<.

Just zu diesem Zeitpunkt hat Schulze, der mehrere Pflegeeinrichtungen in Norddeutschland unterhält, die Genehmigung der Heimaufsicht erhalten, wie er in einem Gespräch mit der FAKT-Redaktion erläutert. Bis diese Genehmigung Mitte vergangener Woche vorlag, waren arbeitsintensive Wochen seit September vergangen. Doch jetzt geht der Blick von allen Beteiligten ausschließlich nach vorne, denn die zurückliegenden Monate seit Juli waren geprägt von Ängsten und Nöten der Bewohner, der Mitarbeitenden im Pflegebereich sowie der 34-köpfigen Immobilien-Eigentümergemeinschaft.

Vorbei war’s mit Ruhe und Geborgenheit

Rückblende: „Unser Haus soll Ruhe und Geborgenheit ausstrahlen. Damit versuchen wir letztendlich, unseren Bewohnern das Gefühl eines Zuhauses zu vermitteln und sie auf ihrem Lebensabend begleiten zu dürfen.“ So stand es auf der Homepage des >Seniorenzentrums am Fürstenlager< in Auerbach zu lesen. Mit dieser Ruhe und Geborgenheit war es allerdings spätestens seit Juli dieses Jahres komplett vorbei.

Zu diesem Zeitpunkt flatterte allen Bewohnern des Seniorenzentrums bzw. deren Angehörigen die Vertrags-Kündigung ins Haus. Und das sehr kurzfristig: schon Ende September 2025 mussten die 33 Bewohner des Pflegebereichs ihre Zimmer geräumt haben, zumal auch der Pflegebetrieb zeitgleich eingestellt wurde.

Nur einen Monat später, zum 31. Oktober, war auch für die 15 Bewohner des Bereichs >Betreutes Wohnen< das vertragliche Ende ihres aktuellen Lebensbereichs unter dem Dach des früheren Betreibers >Evangelischer Verein für innere Mission e.V.< terminiert.

Insolvenzverwalter führte Seniorenzentrum über zehn Jahre in Eigenregie

So wollte es Insolvenzverwalter Christopher Hecht, der seit August 2015 das Seniorenzentrum des zum damaligen Zeitpunkt insolventen >Evangelischen Vereins für innere Mission e.V.< in Eigenregie für die Insolvenzgläubiger betrieb. Auch dem gesamten Personal hatte der Wormser Rechtsanwalt zum Monatsende September gekündigt. Verunsicherung, Angst und auch eine gehörige Portion Wut machte sich seither breit unter den Betroffenen. Zu denen zählen auch die 34 Eigentümer der Immobilie.

Der Eigentümer-Gemeinschaft die das gesamte Anwesen 2013/2014 parzelliert in unterschiedlichen Größen von dem damals finanziell klammen Betreiber übernommen und per Einzel-Pachtverträgen wieder dem Evangelischen Verein für innere Mission zur Nutzung des Wohn- und Pflegeheims zur Verfügung gestellt hatte, wurden die Pachtverträge vom Insolvenzverwalter ebenfalls, kurioserweise gar noch früher als Bewohnern und Personal zum 31. August 2025 gekündigt.

Die Kuriositäten rund um Vertragskündigungen potenzierten sich

Die Kuriositäten potenzierten sich, denn für Ende September hatte der Insolvenzverwalter angekündigt die Versorgung mit Energie, Wasser, Telekommunikation sowie die Pflege- und Betreuungsleistungen einzustellen – einem Zeitpunkt also, zu dem die Bewohner im betreuten Bereich gemäß ihrer Kündigung zum 31. Oktober noch nicht ausgezogen sein mussten.

Das >Seniorenzentrum am Fürstenlager< hatte insgesamt eine lange, wechselvolle Geschichte. Darin eingeschlossen sind seit Jahrzehnten finanzielle Probleme des Evangelischen Vereins für innere Mission mit Sitz in Gießen.

2013 entschloss sich der eingetragene Verein dann unter dem Vorsitz des im Ruhestand befindlichen Pfarrers Rainer Geiss die Gebäude- und Freifläche an der Auerbacher Mühltalstraße überwiegend an Einzelinvestoren zu verkaufen und von diesen zum Betrieb des Wohn- und Pflegeheims zu pachten.

Am 22. Mai 2013 wurde das 16.311 qm große Grundstück vor dem Bensheimer Notar Dr. Bernd Rüßmann aufgeteilt in Gebäude- und Freifläche Mühltalstraße 13 zu 3.659 qm und Gebäude- und Freifläche Mühltalstraße 33 zu 12.336 qm. Auf letztgenanntem Grundstück befand sich das Seniorenzentrum >Am Fürstenlager< mit damals insgesamt 45 Einheiten, davon 30 Pflegeappartements und 15 betreute Wohnungen.

Das Seniorenzentrum wurde dann in 45 unterschiedliche, auf jeweilige Größen der Wohnungs- bzw. Pflegeappartements aufgeteilt und anschließend an 34 Eigentümer verkauft. Einige der neuen Besitzer erwarben damals gleich mehrere Wohneinheiten und erhielten für ihren Invest einen monatlichen Pachtzins analog der Wohngrößen vom Betreiber des Seniorenzentrums.

Evangelischer Verein für innere Mission e.V. ging im August 2015 in Insolvenz

Dies allerdings nur bis August 2015, denn dann meldete der Evangelische Verein für innere Mission e.V. trotz der zwei Jahre zuvor über den Immobilienverkauf generierten Einnahmen von mehr als 2 Millionen Euro Insolvenz an.

Der Wormser Rechtsanwalt Christopher Hecht wurde vom zuständigen Insolvenzgereicht zunächst zum vorläufigen, und nach Masseprüfung zum offiziellen Insolvenzverwalter bestimmt. Seither führte er die Seniorenresidenz Fürstenlager unter der bestehenden Insolvenz als Verwalter weiter.

Das operative Tagesgeschäft inklusive des Pflegebereichs hatte er der lizenzierten langjährigen Einrichtungsleiterin Maria Wojtowicz übertragen, die den Betrieb mit viel Herzblut nicht nur aufrecht erhielt, sondern auch führte als wäre es ihr eigenes Unternehmen.

Wirtschaftsgutachten attestierte dem Unternehmen noch 2024 einen profitablen Betrieb

Einem Wirtschaftsgutachten aus dem Jahr 2024 ist zu entnehmen, dass der Betrieb profitabel laufe. Dennoch zahlte Christopher Hecht der Eigentümergemeinschaft bereits seit Jahresbeginn 2025 keinerlei Pachtzins mehr. Die in den Pachtverträgen vereinbarte jährliche Grundsteuerzahlungen hatte er bereits seit Anbeginn der Insolvenz im Jahr 2015 nach Eigentümerangaben vertragswidrig ausgesetzt.

Ungeachtet dessen erhöhte der Insolvenzverwalter den Druck auf die Eigentümergemeinschaft der Immobilie und drängte zum Verkauf, weil ein potenzieller Investor den Betrieb nur gemeinsam mit der gesamten Immobilie übernehmen wolle.

„Völlig kuriose unterschiedliche Kündigungstremine“

Das vom Investor schließlich vorgelegte Kaufangebot lag jedoch deutlich unter jedem vorstellbaren Wert für die Immobilien-Eigentümer, die das Angebot folglich ablehnten. Diese Ablehnung war es dann wohl, die den Insolvenzverwalter im Juli zur sofortigen Aufkündigung aller Verträge bewog.

Schon die völlig unterschiedlichen Kündigungstermine für die Pachtverträge der Immobilienbesitzer wie auch der Heimbewohner rief bei allen Beteiligten ungläubiges Staunen hervor. So wurden die Pachtverträge mit den Eignern zum 31. August dieses Jahres gekündigt, die Heimbewohner sollten allerdings erst zum 30. September ausziehen und die Verträge der 15 Plätze im betreuten Wohnen wurden gar erst zum 31. Oktober gekündigt.

Heftige, teils deftige Kritik am Insolvenzverwalter

Zu diesem Zeitpunkt war das Heim mit 33 Pflegeplätzen und 15 Bewohnern im Bereich betreutes Wohnen noch voll ausgebucht. Anlässlich einer Versammlung der Bewohner samt deren Angehörigen Mitte August musste sich der Insolvenzverwalter dann auch harsche Kritik anhören.

Da fielen neben Worten wie „unlauter“ und „irreführend“ auch deftige Ausdrücke wie „Sauerei sondersgleichen“, während sich der Insolvenzverwalter auf „lauernde Mängel“ im Bereich Brandschutz und Trinkwasserversorgung berief und insbesondere gestiegene Energie- und Verpflegungskosten als Hinderungsgründe für die Betriebsfortführung anführte.

Beirat schaffte in wenigen Wochen was dem Insolvenzverwalter in zehn Jahren nicht gelungen war

Diesen Argumenten des Insolvenzverwalters stellte sich der Beirat der Eigentümergemeinschaft entgegen und sicherte noch vor Ort zunächst den 15 Menschen aus dem betreuten Wohnbereich die Weiternutzung zu, weil solche Betreuungsplätze besonders rar sind, auch nicht der Heimaufsicht unterliegen und somit auch nicht genehmigt werden mussten.

Auch für den Erhalt der Pflegeplätze wie auch des Personals setzte sich der dreiköpfige Beirat ein und erreichte schließlich innerhalb weniger Wochen, was dem Insolvenzverwalter in zehn Jahren nicht gelunden war: mit Christian Schulze fand man einen professionellen Betreiber, der jedoch zunächst ebenenfalls zu kämpfen hatte, bis die Genehmigung zum Neustart des Pflegeheims unter neuer Flagge in trockenen Tüchern war.

Fast alle Mitarbeiter, wie auch einige Bewohner kommen wieder zurück

Derweil waren zum Ende des Monats September bereits alle Pflegeheimplätze analog der Kündigung durch den Insolvenzverwalter geräumt und auch das Pflegepersonal war teilweise in alle Winde zerstreut. Inzwischen hat Christian Schulze alle seitherigen Mitarbeiter mit nur einer Ausnahme wieder an Bord holen können. Und auch von den seitherigen Bewohnern wollen einige trotz eines inzwischen neu bezogenen Pflegeplatzes wieder zurück in ihren angestammten Bereich im neuen >Seniorenzentrum Wiesengrund<.

Die dann noch freien Pflegeplätze, wie auch inzwischen drei freie Einheiten im Bereich des betreuten Wohnens, will Schulze sukzessive wieder belegen, um das Haus wirtschaftlich betreiben zu können.

Dazu arbeiten die Immobilien-Eigentümergemeinschaft und Christian Schulze bereits aktuell geräuschlos Hand in Hand. Während von der Eigentümerseite jede – auch wirtschaftliche – Unterstützung zur Sanierung der aufgezeigten Mängel zugesagt wurde, bereiten sich die Mitarbeitenden unter der sachkundigen Führung der Einrichtungsleiterin Maria Wojtowicz auf ihren neuen Job im alten Umfeld vor.

Hier werden ab Freitag, 17. Oktober, wieder pflegebedürftige Senioren wie auch Menschen im Bereich des betreuten Wohnens in der neuen >Seniorenresidenz Wiesengrund< ihre Bleibe haben. Fotos: er

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