Home / Neu / Starker Partner für Job-Suchende und Unternehmen

Starker Partner für Job-Suchende und Unternehmen

Stehen für die Eingliederung von Menschen ins Berufsleben: Erster Kreisbeigeordneter Oliver Grobeis, Hauptabteilungsleiterin Sandra Schnellbacher, Kreisbeigeordneter Michael Vetter und InA-Geschäftsführer Siegfried Eberle (von links) bei der Festveranstaltung zu 20 Jahren Kommunales Job-Center in der Erbacher Werner-Borchers-Halle.

20 Jahre Kommunales Job-Center – „Unverzichtbar für regionale Arbeitsmarktpolitik“

Pressedienst Odenwaldkreis

ODENWALDKREIS / ERBACH. – „Wilde Zeiten“ – sagt Sandra Schnellbacher und lacht. Das kommt ihr als erstes in den Sinn, wenn sie an die Anfänge des Kommunalen Job-Centers (KJC) des Odenwaldkreises vor 20 Jahren denkt.

„Wir hatten seit dem Startschuss durch den Bund Ende September 2004 nur drei Monate Zeit, um zum 1. Januar 2005 an den Start zu gehen. Wir mussten Mitarbeitende schulen, einen Standort finden und die Bürger bei dieser großen, ja beileibe nicht unumstrittenen Sozialreform mitnehmen.“

Damals wurden Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe zu einer Grundsicherung für Arbeitssuchende zusammengeführt. Kommunen hatten die Möglichkeit, sich in Eigenregie um die Umsetzung dieser Reform zu kümmern – diese Option hatte der Odenwaldkreis damals unter Landrat Horst Schnur gewählt und sich erfolgreich beim Bund beworben.

Am Donnerstag, 23. Oktober, wurde nun das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen in der Erbacher Werner-Borchers-Halle gefeiert, nicht zuletzt mit vielen Arbeitgebern aus der Region, zu denen ein reger Kontakt gepflegt wird.

Der Erste Kreisbeigeordnete Oliver Grobeis würdigte die Tätigkeit des KJC als „unverzichtbaren Beitrag für die Teilhabe von mehr Menschen am Arbeitsleben, die regionale Arbeitsmarktpolitik und den sozialen Zusammenhalt im Odenwaldkreis“.

Sandra Schnellbacher kann sich sehr gut an die enormen Herausforderungen in der Anfangszeit erinnern, denn sie war damals als erste Leiterin des KJC für dessen Aufbau verantwortlich. Heute führt die Pionierin die Hauptabteilung Arbeit und Soziale Sicherung im Landratsamt, zu der das KJC als größte Abteilung gehört.

Sie kann stolz sein, dass nicht nur der Aufbau gut gelang, sondern dass sich das KJC schnell als verlässlicher Partner der Bürgerinnen und Bürger, von Unternehmen sowie der Politik im Kreis, im Land Hessen und im Bund etabliert hat.

„Das ist vor allem den Mitarbeitern geschuldet, die eine hervorragende Arbeit leisten“, sagt sie und illustriert das mit einer markanten Zahl: Im Sozialgesetzbuch II, der Grundlage für die Job-Center, gab es bisher mehr als 140 umfangreiche Änderungen. „Jede hatte konkrete Folgen für uns. Aber wir waren und sind immer up-to-date.“

Gemeinsam mit InA gGmbH viel bewegt

Zu den Konstanten der Tätigkeit des KJC gehören wesentlich nahezu von Anfang an die enge Zusammenarbeit mit der InA gGmbH – Integration in Arbeit, einer Tochtergesellschaft des Odenwaldkreises, und die Begleitung durch den Kreisbeigeordneten Michael Vetter.

Das wurde auch in der Feierstunde deutlich, an der viele Mitarbeitende des KJC und der InA gGmbH teilnahmen. Über diese 2006 gegründete Gesellschaft bietet das KJC Eingliederungsmaßnahmen für Arbeitssuchende an. Seit 2012 ist der Odenwaldkreis alleiniger Gesellschafter.

„Wir arbeiten erfolgreich zusammen und sind innovativ“, so Sandra Schnellbacher und der InA-Geschäftsführer Siegfried Eberle. Beispielsweise gibt es Maßnahmen für Migranten oder zur Entwicklung von digitalen Kompetenzen, die heute in fast jedem Beruf gefragt sind. Jüngstes Beispiel der Kooperation ist ein zu einem Beratungszentrum umgebauter LKW, der bald im Einsatz sein wird.

Wichtig ist: Maßnahmen wie diese werden vor allem vom Bund finanziert werden und nicht aus Kreismitteln. Kommunale Mittel sind per Gesetz ausschließlich für begleitende Angebote wie Kinderbetreuung, psychosoziale Hilfe oder Schuldnerberatung vorgesehen.

Schnellbacher und Eberle führten durch das Programm der Jubiläumsveranstaltung. Gemeinsam mit dem Ersten Kreisbeigeordneten dankten sie Michael Vetter ausdrücklich für dessen engagierte Begleitung der Arbeit seit nahezu 20 Jahren. Landrat Schnur hatte Vetter 2006 zum Beauftragten für Arbeit und Soziale Sicherung ernannt.

„Mir macht es bis heute Freude, in diesem Feld viel zu gestalten“, sagt Vetter. „Das Modell des Kommunalen Job-Centers hat sich bewährt und gibt uns viele Möglichkeiten, auf die Arbeitsmarktpolitik Einfluss zu nehmen.“

Gesellschaftliche Herausforderungen gut gemeistert

Zu den ständigen Herausforderungen von KJC und InA gehörten neben den zahlreichen Gesetzesänderungen weitere große Herausforderungen, vor allem Zuzug von Flüchtlingen im Jahr 2015 sowie im Jahr 2022 aus der Ukraine.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit im „Jobturbo“ für Geflüchtete blieb auch dem Bundeskanzleramt nicht verborgen, so dass das KJC diese Arbeit Bundeskanzler Olaf Scholz im September 2024 in Berlin vorstellen konnte.

Auch die Corona-Pandemie stellte KJC und InA auf die Probe, aber es gelang mit pragmatischen Lösungen den Dienstbetrieb weitgehend aufrechtzuerhalten – immer mit Blick auf die Hilfe für Bürger.

Aktuell setzt sich das KJC mit der von der jetzigen Regierung in Gang gesetzten Sozialstaatsreform auseinander. Öffentlich diskutiert wurde bisher vor allem über Leistungskürzungen für so genannte Totalverweigerer.

„Wir müssen noch sehen, was die geplanten Änderungen für uns genau bedeuten“, sagt Sandra Schnellbacher. „,Totalverweigerer‘ machen jedoch nur einen kleinen Teil unserer Klientel aus.“

Aber auch unabhängig davon will das KJC die Kontaktdichte zu den Leistungsbeziehenden verstärken. Aktuell sind 15 direkte Gespräche pro Vermittler und Woche vorgeschrieben. „Hier wollen wir noch besser werden“, so Schnellbacher. Mit dem Hessischen Sozialministerium sind für 2025 rund 630 Integrationen in sozialversicherungspflichtige Jobs vereinbart. „Das werden wir erreichen.“

Sehr guter Mix aus Berufserfahrung und Inputs junger Leute“

Für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt und die Auszahlung von Leistungen sind im KJC 80 Mitarbeitende beschäftigt. Hinzu kommen noch 27 Beschäftigte im Kommunalen Service-Center, das als Anlaufstelle dient. Zu Schnellbachers Hauptabteilung zählt zudem das Sozialamt mit 25 Mitarbeitenden, die für andere Hilfeempfänger und Asylbewerber zuständig sind.

Schnellbacher freut es, dass außer ihr zwölf Mitarbeitende von Anfang an im KJC mitarbeiten: „Das ist ein großer Erfahrungsschatz.“ Wichtig ist ihr auch die Ausbildung im KJC: Insgesamt sind dort zwölf junge Menschen tätig, die den Dualen Studiengang Bachelor Soziale Sicherung und Sozialverwaltungswirtschaft belegen. „Wir haben bei uns einen sehr guten Mix aus langjähriger Berufserfahrung und Inputs der jungen Leute.“

Intern zu meistern waren in den zurückliegenden 20 Jahren vor allem der Wechsel in der Hauptabteilungsleitung von Erich Lust auf Sandra Schnellbacher und damit verbundene strukturelle Änderungen im Jahr 2021 und die Einführung der elektronischen Aktenführung, die ebenfalls 2021 abgeschlossen war.

Das KJC des Odenwaldkreises pflegt einen engen Austausch mit den anderen hessischen Jobcentern. Über seine Erlebnisse in den zurückliegenden 20 Jahren sprach in der Feierstunde Roman Gebhardt, Leiter des Kommunalen Jobcenters im Kreis Darmstadt-Dieburg: „Wir konnten sehr gut an die enge Zusammenarbeit anknüpfen, die wir in Südhessen schon vor 2005 im Bereich Sozialhilfe hatten.

So haben wir – auch mit allen anderen Hessischen Kommunalen Jobcentern – eine starke Gemeinschaft aufgebaut, die nach wie vor hochmotiviert regional, auf Landes- und Bundesebene für eine zielführende Weiterentwicklung des SGB II kämpft.“

Daraus seien auch sehr belastbare Freundschaften gewachsen. „Gemeinsam haben wir ein Haltungs- und Wertegerüst entwickelt, welches bundesweit beispielhaft für die erfolgreiche Umsetzung des SGB II ist.“

Als Festredner nahm Prof. Dr. Gerald Lembke, Experte für Digitale Medien, einen für die Zukunft zentralen Aspekt in den Blick: die Notwendigkeit „digital kompetenter Mitarbeiter“. Schnellbacher und Eberle haben diesen Redner bewusst eingeladen.

„Wir sind im KJC und in der InA gGmbH schon seit geraumer Zeit digital recht gut aufgestellt. Aber die digitale Transformation wird auch bei uns weiter voranschreiten. Dafür wollen wir gerüstet sein.“

Chancenmarkt mit rund 230 Teilnehmenden und 16 Unternehmen

Vor der Festveranstaltung gab es im Lauf des Tages in der Werner-Borchers-Halle den so genannten Chancenmarkt. Dieses Format bieten KJC und InA bereits seit längerem an. Ziel ist, Unternehmen und Arbeitssuchende direkt und unkompliziert zusammenzubringen. Dieses Mal haben sich 16 Firmen beteiligt. Es gab zwei Slots, zu denen sich Teilnehmende anmelden konnten – insgesamt waren es rund 230.

Die erste, vorläufige Bilanz zeigt, dass der Chancenmarkt wieder ein voller Erfolg war: Konkret haben die Unternehmen alles in allem mehr als 90 Vorstellungsgespräche angeboten.

Zudem wurden 25 Praktika vereinbart sowie fünf Arbeitsverträge angeboten, deren Unterzeichnung noch abgewartet werden muss. Insgesamt 490 Mal baten die Unternehmen die Arbeitssuchenden um ausführliche Bewerbungsunterlagen. Im Nachgang zu der Veranstaltung können noch weitere Praktika vereinbart oder Arbeitsverträge geschlossen werden.

„Die Zahlen zeigen: Der Chancenmarkt ist als niedrigschwellliges Angebot zum gegenseitigen Kennenlernen von Unternehmen und Jobsuchenden sehr geeignet. Es freut uns, dass wieder so viele mitgemacht haben“, sagt Torsten Beilstein, Abteilungsleiter Eingliederung im KJC. „Schließlich arbeiten wir nicht für uns, sondern für die Bürgerinnen und Bürger. Auch in Zukunft.“

Freuen sich über den Zuspruch zum Chancenmarkt: Torsten Beilstein, Abteilungsleiter Eingliederung im Kommunalen Job-Center, Michaela Burger, Teamleitung Maßnahmencoachs bei der InA gGmbH, und InA-Geschäftsführer Siegfried Eberle in der Erbacher Werner-Borchers-Halle (von links). Fotos: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Ein Projekt von vielen: Das Bild aus dem Jahr 2019 zeigt eine Gruppe bei einer Brandschutzhelferausbildung bei der Erbacher Feuerwehr in der Maßnahme Migranten-Integration in Arbeit, die das Kommunale Job-Center und die InA gGmbH anbieten. Foto: Kommunales Job-Center

Markiert:

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert