Home / Weschnitztal / „Wir haben noch Potential ohne Ende!“

„Wir haben noch Potential ohne Ende!“

Erich Bangert, René Hahl (beide Mitglied des SPD-Ortsvereins Mörlenbach), Landtagsabgeordnete Dr. Josefine Koebe, Bürgermeister Erik Kadesch, Hans Reich (Mitglied des SPD-Ortsvereins Mörlenbach, von links). Foto: Pressedienst Büro Dr. Koebe

Zwischen Tunnel, Teamgeist und Zukunftsplänen + + + Landtagsabgeordnete Dr. Josefine Koebe zu Besuch bei Bürgermeister Erik Kadesch in Mörlenbach

Dr. Kristina Höly

MÖRLENBACH. – Ein Besuch im Rathaus zeige mehr über eine Kommune als jede Statistik, erklärte die Landtagsabgeordnete Dr. Josefine Koebe. Daher habe sie sich zur Aufgabe gemacht, alle 22 Stadtspitzen ihres Wahlkreises zu besuchen – nicht nur aus politischer Höflichkeit, sondern weil sie erfahren wolle, wie die Kommune sich selbst verstehe, wie sie arbeite und welche Zukunft sie sehe.

Genau das habe sich kürzlich im Gespräch mit dem Mörlenbacher Bürgermeister Erik Kadesch gezeigt: ein Schlaglicht auf eine Gemeinde, die sich nicht nur verwaltet, sondern Zukunft baut.

Umgehungsstraße, Regionalplan und der Blick auf die Landkarte der Zukunft

Die neue Umgehungsstraße war eine der ersten Themen – denn kaum ein Infrastrukturprojekt präge eine Gemeinde so stark wie eine neue Verkehrsachse. Wenn Kadesch Mörlenbach als „ersten Ort hinter’m Tunnel“ bezeichne, gehe es ihm längst nicht mehr um eine Beschreibung der geografischen Lage, sondern er ziele auf das strategische Potenzial für die Gemeinde ab – als Knotenpunkt für Pendler, Familien und Gewerbe.

Im größeren Kontext des Regionalplans sei noch klarer geworden: es gehe hier nicht nur um Asphalt. Es gehe um die Frage, wo künftig Menschen wohnen und wo Unternehmen tätig sein sollten. Während die Landkarte der Zukunft nach großer Strategie verlange, sei sie für die Gemeindevertretung und Verwaltung ein Balanceakt zwischen ambitionierten Zielen, machbaren Lösungen und knappen Mitteln.

Frühkindliche Bildung: Zwischen Wartelisten und Weitblick

Der Familienzuzug in Mörlenbach sei Kadesch zufolge bereits heute beeindruckend – auch wenn er Wartelisten in den Kindertagesstätten mit sich bringe. Eine eindrucksvolle Bilderwand im Rathaus unter der Überschrift „Personal“ führe indes mit kleinen Bild-Kärtchen vor Augen, dass rund die Hälfte der Beschäftigten in der Gemeinde für die Jüngsten arbeite. Dies zeige, wie ressourcenintensiv die frühkindliche Betreuung sei und wie stark die Nachfrage eine Gemeinde fordern könne.

Angesichts der umfangreichen Planungsaufgaben der Kommunen im Bereich der frühkindlichen Bildung sprach Koebe auch den bundesweiten Geburtenrückgang an. Sie vermutete, dass vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der langfristige Bedarf an Tagespflegeeinrichtungen den kurzfristigen Bedarf an Kindertageseinrichtungen übersteigen werde.

Daran anknüpfend warf sie einen kreativen Gedanken in den Raum: Ob man bei neuen Kita-Bauten vielleicht verstärkt modulare Konzepte mitdenken könnte – Lösungen, die später eine unkomplizierte Umgestaltung der Räume für die Tagespflege ermöglichten?

Wenn Finanzen auf Gemeinschaft treffen: Herausforderungen kleiner Kommunen

Die Kommunen stehen finanziell unter großem Druck – da waren sich Abgeordnete und Bürgermeister einig. Vor diesem Hintergrund seien unangenehme Entscheidungen unvermeidlich: Was sei unabdingbar, was könne verschoben werden, und wo ließen sich Sparpotenziale realisieren?

Kadesch merkte an, dass bei solchen finanziellen Überlegungen neben rechtlichen Vorgaben immer auch die sozialen Strukturen der Kommune berücksichtigt werden müssten: „Bürgermeister zu sein ist nicht nur Verwaltungsaufgabe, sondern auch politische Kulturarbeit, die viel Fingerspitzengefühl verlangt“, so der Bürgermeister.

Auch Fördermittel spielten für kleine Kommunen eine große Rolle. Programme des Landes und des Kreises seien oft entscheidend, um Projekte überhaupt realisieren zu können. Gleichzeitig zeige sich ein strukturelles Problem: Kleinen Gemeinden fehle es an Personal, um an Mittel zu gelangen, die eigentlich allen zugutekommen sollten.

Für kleine Kommunen bedeute Fördermittelakquise oft: wenige Leute, viele Formulare und wenig Spielraum. Koebe erklärte, sie freue sich daher umso mehr darüber, dass die Mittel aus dem Sondervermögen nun ohne starre Zweckbindung den Kommunen überlassen blieben, um vor Ort die richtigen Schwerpunkte setzen zu können. Dafür habe sich die SPD intensiv eingesetzt.

Als Vertreter der SPD-Fraktion und des Ortsvereins begleiteten René Hahl, Hans Reich und Erich Bangert ihre Landtagsabgeordnete und betonten: „Mit unserem Bürgermeister pflegen wir ein gutes Verhältnis; durch konstruktive Zusammenarbeit konnten bereits viele Ideen aus dem Wahlprogramm umgesetzt werden.“

Der Odenwald ist mehr als Kulisse: Chancen erkennen und nutzen

Das Mörlenbacher Bürgerhaus bezeichnete Kadesch als „Herzstück der Gemeinde“ – ein Ort, den er noch stärker für Bürgerinnen und Bürger öffnen möchte. Zwischen Kursen, Veranstaltungen und spontanen Treffen zeige sich hier der soziale Puls Mörlenbachs.

Auch die Innenstadt habe sich gewandelt: Gastronomisch sei die Gemeinde gut aufgestellt – nicht dank üppiger Fördermittel, sondern als Ergebnis eines gelungenen Stadtmarketings.

Kontinuierliche Kommunikation und klare Botschaften sorgten für eine positive Außenwirkung, die sich auszahle. Dabei sei das Stadtmarketing in der Verwaltung nicht institutionalisiert; abteilungsübergreifende Arbeitsgruppen, die themenbezogen arbeiten, zeigten, dass die Beschäftigten sich als aktive Ermöglicher verstehen, so der Bürgermeister.

Er bestätigte die Landtagsabgeordnete in ihrer Ansicht, dass der Odenwald weit mehr sei als eine schöne Kulisse. „Wir müssen die Möglichkeiten des Odenwaldes noch stärker nutzen!“, betonte er. Für ihn bedeute Zufriedenheit mit dem Status quo keinesfalls Ausruhen. Wer Chancen erkennt, sollte sie nutzen – ein Leitmotiv, das Kadesch mit den Worten zusammenfasst: „Wir haben Potential ohne Ende!“

Vor Ort wirksam: Wie lokale Politik das Fundament für Vertrauen schafft

Die Landtagsabgeordnete brachte es abschließend auf den Punkt: „Auf der kommunalen Ebene wird das Vertrauen in einen funktionierenden Staat geschaffen.“ Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene könnten wichtige Weichen stellen – doch das, was hier vor Ort im Rathaus, im Bürgerhaus, in den Kitas und an vielen anderen sozialen Orten geschehe, präge entscheidend das Gefühl von Stabilität und Verlässlichkeit in der Bevölkerung.

„Der Besuch hier in Mörlenbach zeigt mal wieder, dass es sich lohnt, auf den Straßen der Demokratie unterwegs zu sein – denn genau hier sind die Vertrauensräume, die wir brauchen, damit Entscheidungen übergeordneter Ebenen überhaupt Wirkung entfalten können“, so Koebe.

Markiert:

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert