Pressedienst DGB Bergstrasse
BENSHEIM. – Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Bensheim und im Kreis Bergstraße trauert um Christa Krämer. Die frühere Vorsitzende des DGB-Ortskartells Bensheim ist am 3. August im Alter von 93 Jahren verstorben. Sie hinterlässt einen Sohn und eine Tochter sowie eine Enkeltochter.
Die engagierte Gewerkschafterin wurde 1931 in Dortmund geboren. Die Mutter starb, als Christa zwei Jahre alt war. Der Vater wurde als Soldat im Zweiten Weltkrieg getötet. Mit der Heirat kam sie 1953 nach Bensheim. Die Ehe mit Horst Riegert, dem Vater ihrer beiden Kinder, wurde 1972 geschieden. Von 1973 bis 1993 war sie mit Dr. Peter Krämer verheiratet.
Weil die Eltern Gastwirte waren, begann auch die berufliche Laufbahn von Christa Krämer in der Gastronomie. In Bensheim arbeitete sie als Kellnerin unter anderem in der „Hasenschänke“. Als dieses Lokal nach einem Brand geschlossen wurde, erfüllte sie sich ihren ursprünglichen Berufswunsch.
Sie brachte sich selbst das Schreiben mit der Schreibmaschine bei. So fand sie eine Anstellung im Sekretariat der Heppenheimer Firma Widmer, gründete einen Betriebsrat und wurde von den damals 75 Kollegen zur Vorsitzenden gewählt.
Bei Widmer blieb sie bis 1991, als sie in Rente ging. Sie galt als das „Aushängeschild“ der Firma. Als Rentnerin half sie in einem Fitnessstudio aus, unterstützte Pater Don Luigi im Büro der italienischen Gemeinde in Bensheim und begleitete die international bekannte Sängerin Deborah Sasson.
1975 war Christa Krämer in die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) eingetreten. Bei Widmer folgte der Wechsel in die Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK), die sich im Jahr 2000 der IG Metall anschloss. Das DGB-Ortskartell, dem damals 6.000 Gewerkschafter angehörten, führte sie von 1982 bis 1990.
Sie hielt das Ortskartell basisdemokratisch zusammen, was ihr Respekt über die Gewerkschaften hinaus einbrachte. Christa Krämer war eine undogmatische Kommunistin. Der DKP kehrte sie 1987 den Rücken. Sie setzte sich mit Zivilcourage für Frauenrechte und für die Umwelt ein und sorgte dafür, dass eine Straße nach dem Bensheimer Widerstandskämpfer Jakob Kindinger benannt wurde.
In Verhandlungen mit dem Magistrat erreichte sie, dass der Sozialpass eingeführt wurde. Dabei entwickelte sich eine Freundschaft zum damaligen Bürgermeister Georg Stolle (CDU). Ihr Engagement ließ auch im Rentenalter nicht nach.
Kompromisslos blieb Christa Krämer nur bei einem Thema: Als überzeugte Pazifistin, das hatte sie der Enkeltochter versprochen, wolle sie ihr Leben lang dafür kämpfen, dass es nie wieder Krieg gibt und dass alle Kinder der Welt in Frieden leben können.