Pressedienst BfB
BENSHEIM. – Die Bensheimer Parlamentsfraktionen BfB, VuA und FWG fordern in einem gemeinsamen Antrag zur nächsten parlamentarischen Sitzungsrunde im September von Bau-, Umwelt und Planungsausschuss wie die Stadtverordnetenversammlung die Herausnahme aus dem Regionalplan der Stadt Bensheim als Entlastungskommune für Frankfurt.
Der Antrag hat folgenden Wortlaut:
> Der Bau-, Umwelt- und Planungsausschuss und die Stadtverordnetenversammlung mögen beschließen:
„Der Magistrat wird beauftragt, bereits jetzt, entweder im Rahmen der Beratung des Regionalplanes, falls dieser in der September-Runde 2025 beraten wird, oder vorab deutlich zu machen, dass Bensheim keine zusätzlichen Flächen als vorgesehene Entlastungskommune für Frankfurt/Main beantragt bzw. zur Verfügung stellt.“
Begründung:
Die Stadt Bürstadt hat bereits Mitte März 2025 die Themen Regionalplan und Entlastungskommune für Frankfurt besprochen. Aus den Veröffentlichungen geht hervor, dass der neue Regionalplanentwurf des Regierungspräsidiums Darmstadt Bensheim als eine von fünf Kommunen vorsieht, die zukünftig Wohnraum zur Entlastung der Metropole Frankfurt bereitstellen sollen.
Diese Einordnung lehnen wir entschieden ab – nicht aus grundsätzlicher Wachstumsfeindlichkeit, sondern aus Verantwortung gegenüber Stadtstruktur, Lebensqualität, Erhalt der biologischen Vielfallt (Biodiversität) und realistischer Planung.
Bensheim ist eine Stadt mit gewachsener Identität, kleinteiliger Bebauung und begrenzten Flächenreserven. Zwischen Odenwald und Bergstraße gelegen, ist das geografische Wachstum bereits heute stark eingeschränkt. Der Verlust wertvoller Natur- und Erholungsräume wäre der Preis eines überzogenen Wachstums – ein Preis, den wir nicht bereit sind zu zahlen.
Mit einer Distanz von rund 60 bis 70 Kilometern nach Frankfurt und einer einfachen Fahrzeit von bis zu einer Stunde ist Bensheim kein prädestinierter Pendlerstandort. Die Vorstellung, durch Wohnraumausbau hier eine spürbare Entlastung für Frankfurt zu erreichen, verkennt grundlegende Pendlerrealitäten und führt zu zusätzlichem Druck auf bereits heute überlasteten Verkehrswegen wie die A 5 oder die Bahnstrecke Frankfurt–Heidelberg. Auf das bekannte Thema Zugausfälle und Unpünktlichkeiten müssen wir hier nicht näher eingehen.
Unsere sozialen Einrichtungen – Schulen, Kitas, medizinische Versorgung – arbeiten bereits heute an der Belastungsgrenze. Weitere Bevölkerungszuwächse würden nicht zur Entspannung, sondern zur Überforderung führen. Wer echte Entlastung für Frankfurt will, muss in bereits eng verflochtenen Städten wie Offenbach, Hanau oder Bad Vilbel ansetzen – dort, wo funktionale Nähe besteht.
Bensheim ist keine Vorstadt Frankfurts. Wir stehen für hohe Wohnqualität, regionale Verwurzelung und eine eigenständige Entwicklungsperspektive. Die von außen verordnete Rolle als ‚Entlastungskommune‘ gefährdet diese Prinzipien und läuft Gefahr, unsere Stadt in eine Richtung zu drängen, die die Bürgerschaft nicht mitträgt.
Wir bekennen uns zu einer verantwortungsvollen Stadtentwicklung im Einklang mit Umwelt, Infrastruktur und gesellschaftlichem Zusammenhalt – aber nicht zu einer fremdgesteuerten Wachstumsstrategie, die auf veralteten Annahmen über Mobilität und Ballungsraumlogik beruht.
Aus diesen Gründen fordern wir die Herausnahme Bensheims aus der Liste der Entlastungskommunen. <