Kreistag des Odenwaldkreises beschließt weitere Konsequenzen aus Neuorganisation der Odenwald-Regionalgesellschaft (OREG)
Pressedienst Odenwaldkreis / er
ODENWALDKREIS / REICHELSHEIM. – Der Kreistag des Odenwaldkreises hat den Weg für den Verkauf zweier Rettungswachen an den DRK-Kreisverband freigemacht. Einstimmig beauftragte der Kreistag die OREG mbH, die beiden Wachen Erbach und Gersprenz zu veräußern.
Damit folgt der Kreistag einem Vorschlag, der in einer Untersuchung zur Organisation der OREG gemacht worden war. Wie berichtet, waren dem Kreistag die Ergebnisse des von ihm in Auftrag gegebenen Gutachtens im Dezember 2024 ausführlich vorgestellt worden, zentrale Entscheidungen zur Neuaufstellung der OREG fasste der Kreistag im Februar 2025.
Nunmehr folgte der Beschluss, die beiden renovierungsbedürftigen Rettungswachen zu verkaufen, weil deren Bewirtschaftung lediglich ein Nebenzweck der OREG sei. Der OREG-Aufsichtsrat hatte bereits im Juli 2025 die Geschäftsführung mit dem Verkauf der beiden Wachen beauftragt. Der Verkauf spült rund eine Million Euro in die Kassen der OREG.
Im Zug der Neuorganisation der OREG fasste der Kreistag mehrheitlich außerdem zwei weitere Beschlüsse: So werden die Brenergo Gesellschaft für Breitband sowie regenerative Energien mbH und die Odenwald Service- und Verwaltungs GmbH von der OREG mbH im Wege der Verschmelzung übernommen.
Das tritt zum 1. Januar 2026 in Kraft. In dem erwähnten Gutachten wurde die Auflösung jener beiden Gesellschaften ebenfalls vorgeschlagen; dem ist der Kreistag in seiner Februar-Sitzung mehrheitlich gefolgt. Durch die Verschmelzung werden organisatorische Abläufe vereinfacht und betriebliche Aufwendungen für Buchführung und Jahresabschluss erheblich reduziert. Hintergrund ist, dass die Betätigung der beiden kleineren Gesellschaften keine Grundlage mehr hat.
„Die OREG ist unter dem Strich ein Erfolgsmodell“
Für die SPD hatte Fraktionschef Raoul Giebenhain deren Position verdeutlicht: die Gründung der Odenwaldregionalgesellschaft – der OREG – sei seinerzeit nicht nur eine innovative Idee, sondern für viele eine kleine Sensation gewesen. „Mit ihr verbanden sich große Hoffnungen und ambitionierte Zielvorstellungen. Viele dieser Erwartungen haben sich schnell erfüllt – und bis heute kann man sagen: Die OREG ist unter dem Strich ein Erfolgsmodell.“
Gleichwohl habe sich die OREG in all den Jahren stetig weiterentwickelt. „Immer neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen verlangten nach Antworten. In der Folge entstanden neue Strukturen, neue Aufgabenbereiche und auch neue Tochtergesellschaften. Doch mit dieser Entwicklung ging auch eine zunehmende Komplexität einher.“
„Klar zu einer zukunftsfähigen, transparenten und effizienten OREG bekannt“
Viele Bereiche hätten sich verselbstständigten, und für die Kreistagsabgeordneten sei es schwieriger geworden, die gesamte Bandbreite der OREG-Arbeit im Blick zu behalten. „Entscheidungen wurden in den Gremien der OREG, vor allem im Aufsichtsrat, getroffen – weniger im Kreistag selbst.“
Nach einer langen, intensiven und mitunter auch emotionalen Debatte habe der Kreistag des Odenwaldkreises am 17. Februar dieses Jahres den Zehn-Punkte-Plan der Odenwaldkoalition zur Restrukturierung und Modernisierung der OREG mit großer Mehrheit beschlossen. „Die Odenwaldkoalition – bestehend aus SPD, ÜWG und FDP – hat sich damit klar zu einer zukunftsfähigen, transparenten und effizienten OREG bekannt.“
Nun stehe die Umsetzung der ersten Reformvorhaben auf der Tagesordnung. Zentraler Punkt dieser Reform sei die Modernisierung der bis dato aufgeblähten Strukturen sowie der Abbau von Bürokratie und Doppelstrukturen. „Wir haben beantragt, alle nicht zwingend benötigten Tochterunternehmen aufzulösen und in die Muttergesellschaft zu integrieren.“ Die Realisierung dieses Schrittes sorge für Klarheit, bessere Steuerung und eine deutlich schlankere Organisationsstruktur.
Reformplan wird noch vor der Kommunalwahl am 15. März 2026 umgesetzt
„Wir begrüßen ausdrücklich, dass unser Reformplan nun – noch vor der Kommunalwahl am 15. März 2026 – umgesetzt wird. Damit erfüllen wir eines unserer zentralen Versprechen aus der Koalitionsvereinbarung und zeigen: Politik bleibt nicht bei Worthülsen stehen – sie setzt Dinge in die Tat um!“
Dank sagte Giebenhain der Kreisverwaltung für die Vorbereitung der Vorlage. Sie schaffe die Grundlage dafür, dass die OREG in eine moderne, stabile und zukunftsorientierte Struktur überführt werden könne.
„Ich möchte dabei besonders hervorheben: Es entstehen keine zusätzlichen Kosten – ganz im Gegenteil. Wir von der SPD-Fraktion wie auch der Odenwaldkoalition gehen weiterhin davon aus, dass durch die Modernisierung der OREG Liquiditätsspielräume von rund einer halben Million Euro geschaffen werden können.
Koalitionspartner ÜWG und FDP stehen ebenfalls für den Modernisierungsgedanken ein
Heute gehen wir die ersten konkreten Schritte in diese Richtung. Wir sind uns sicher: Die OREG wird in Zukunft noch effizienter, transparenter und erfolgreicher arbeiten als bisher.“
Diesem Statement schlossen sich die Fraktionschefs der Überparteilichen Wählergemeinschaft (ÜWG), Georg Raab, und der FDP, Moritz Promny, an. „Die OREG-Töchter hatten in der Vergangenheit ihre Berechtigung“, sagte Raab und verwies darauf, dass es nunmehr Sinn mache, diese den neuen Gegebenheiten anzupassen. Moritz Promny ergänzte: „Die von der Odenwaldkoalition aufgegriffene Punkte sind sinnvolle Schritte, die zukunftsfähig sind.“
CDU betreibt „keine grundsätzliche Oppisition“, zeigt sich jedoch skeptisch
„Keine grundsätzliche Oppisition“ wolle die CDU betreiben, sagte deren Sprecher Harald Buschmann. Deshalb werde man der Verschmelzung der Brenergo mit der Muttergesellschaft OREG zustimmen. Zweifel bestünden bei den Christdemokraten, ob das angekündigte Einsparpotenzial von rund einer halben Million Euro umsetzbar sei.
Insbesondere im personellen Bereich seien durch Veränderungen Folgeschäden möglich, und damit Risiken enthalten, weshalb bei der CDU eine „gehörige Portion Skepsis“ bestehe. „Aber wir lassen uns auch gerne eines Besseren belehren“, kündigte Buschmann deshalb Enthaltung seiner Fraktion für den Teilbereich der Verschmelzung der Service- und Verwaltungs GmbH mit der OREG an.
GRÜNE stimmen zu und üben Kritik
„Wir haben als GRÜNE die Zusammenballung an Aufgaben bei der OREG immer kritisch gesehen und die mangelhafte Transparenz moniert. Warum die OREG zum Beispiel Rettungswachen gebaut hat, die jetzt veräußert werden, hat sich uns nie erschlossen und auch nicht, dass sie im Bereich Tourismus – Keilvelter Hof – jahrelang aktiv war“, sagte Elisabeth Bühler-Kowarsch für die Fraktion der GRÜNEN.
„Wir werden der Veräußerung der Rettungswachen und auch den Verschmelzungen zustimmen, obwohl wir im Januar das 10-Punkte-Programm der Koalition abgelehnt haben. Aber wenn die Aufgaben weggefallen sind, macht es keinen Sinn, diese Strukturen aufrecht zu erhalten.“
In das Loblied der Koalition auf deren 10-Punkte-Plan wolle man dennoch nicht einstimmen, sagte Bühler-Kowarsch, „denn ganz wichtige Teile ihres eigenen Plans fehlen uns bisher, und zwar die Zukunft des Parks für grüne Technologien am Hainhaus. Dieser Park hätte zu einem Leuchtturmprojekt werden können“.
Das Windrad verkauft, „aber es steht immer noch und produziert Strom“
Dem entgegnete Landrat Frank Matiaske, auf den Bunkern des Hainhausgeländes seien bereits zahlreiche Fotovoltaikanlagen installiert worden und für den Kreistag stehe in seiner nächsten Sitzung die Zukunft dieses Areals auf der Agenda. Matiaske verwies auch darauf, dass das ursprünglich im OREG-Besitz befindliche Windrad auf diesem Gelände zwar verkauft sei, sich „aber immer noch dreht und Strom produziert“.












