Der Museumsverein Bensheim war zu einem kurzweiligen Stadtmauerrundgang nach Worms eingeladen und nahm wertvolleneue Erkenntnisse mit nach Hause.
Holger Steinert
BENSHEIM. – „Zu Fuß durch zwei Jahrtausende“, unter diesem Motto hatte der Museumsverein Bensheim Ende Juli zu einem über zweistündigen geführten Stadtmauerrundgang nach Worms eingeladen.
Zu Beginn machte Organisator Holger Steinert deutlich, dass der abwechslungsreiche Rundgang einen Gesamteindruck mit den wesentlichen geschichtlichen Informationen vermitteln solle und jeder angesteuerte Punkt eine tiefergehende Betrachtung wert sei.
Die Gruppe startete ihre Tour am Dom St. Peter, neben Speyer und Mainz einer der drei rheinischen Kaiserdome, der im Wesentlichen von 1130 bis 1181 in einer Mischung aus Romanik und Frühgotik erbaut wurde. In ihm fanden herausragende Ereignisse statt, wie die Papstnominierung Leos IX 1048 oder die Hochzeit Kaiser Friedrich II 1235.
Vorbei an der Magnuskirche aus dem 11. Jahrhundert, die als älteste evangelische Kirche Südwestdeutschlands gilt, ging die Gruppe zu einem kurzen Abstecher in das Andreasstift mit romanischer Kirche und Kreuzgang aus dem 12. und 13. Jahrhundert und dem darin befindlichen städtischen Museum.
Hinter dem Museum führte die Tour dann an der Stadtmauer entlang, die dort im Südteil besonders imposant ist. Sie wurde seit der Römerzeit ab etwa 360 n. Chr. bis Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut, immer wieder erweitert, repariert, modernisiert und bildete zuletzt mit zwei Ringen, acht Toren und rund 60 Türmen eine beeindruckende Stadtbefestigung, die niemals militärisch eingenommen wurde.
Lediglich die Franzosen zerstörten große Teile von ihr und der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689, nachdem man sie aufgrund einer Vereinbarung 1688 friedlich in die Stadt ließ.
An der Südwestecke der Stadtmauer machte die Gruppe kurz Halt am Werger Schlösschen mit Kerkerturm Luginsland, in welchem Anfang 13. Jahrhundert der deutsche König Heinrich VII, von seinem Vater Kaiser Friedrich II zu Haft verurteilt und eingesperrt war, während sein Vater nur wenige Meter entfernt dessen Braut im Wormser Dom heiratete. Zudem warfen die Teilnehmer einen Blick auf den gegenüberliegenden Heiligen Sand, den größten Jüdischen Friedhof Europas.
Entlang des Westteils der Stadtauer führte der Weg vorbei an Resten der römischen Mauer, am imposanten Lutherdenkmal, dem größten weltweit, und an der Kirche St. Martin, deren älteste Erwähnung vom Ende des 10. Jahrhunderts stammt.
Im dann folgenden Nordbereich der Stadtmauer machten die Teilnehmer einen Halt vor der Jüdischen Synagoge, der ältesten Europas, die auf ein 1034 gestiftetes Gebetshaus zurückgeht, und auf das unmittelbar gegenüber liegende Raschihaus aus dem 14. Jahrhundert, das in seiner 800-jährigen Geschichte auf vielfältige Weise genutzt wurde und heute Stadtarchiv und Jüdisches Museum beherbergt.
Den letzten Teil des Rundgangs bildete der Ostteil mit Rheinpforte, dem 23 Meter hohen Mayfelsturm, der wieder verwendete Bauteile aus verschiednen Epochen enthält, und als Bestandteil eines weiteren imposanten Stücks zusammenhängender Stadtmauer dem Bürgerturm, dem Luther Pförtchen und dem Torturm.
Zum Schluss der kurzweiligen Veranstaltung kredenzte die Stadtführerin den Teilnehmern ein Gläschen leckeren koscheren Wein.

Entlang der Stadtmauer führte der Weg auch zum …

… imposanten und weltweit größten Lutherdenkmal. Fotos: Pressedienst Museumsverein Bensheim











