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Für die Bensheimer Stadtbibliothek beginnt ein neues Kapitel

In der Alten Gerberei, dem früheren Domizil des Varieté-Theaters Pegasus, fand die Bensheimer Stadtbücherei nach dem Willen der Rathaus-Verantwortlichen einen teuren temporären Standort, der jetzt eröffnet wurde. Foto: Pressedienst Bensheim

Pressedienst Bensheim

BENSHEIM. – Wo einst gegerbt und gehämmert wurde, rascheln heute Bücherseiten. Die Alte Gerberei hat ihre Türen neu geöffnet – nicht mehr wie vor 150 Jahren als Werkstatt für Leder, sondern als Werkstatt für Gedanken, Geschichten und Ideen.

Mit der Eröffnung der Stadtbibliothek am Mittwoch, 10. September, ist aus dem historischen Gemäuer mit wechselhafter Historie wieder ein lebendiger Ort geworden, an dem sich Vergangenheit und Zukunft die Hand reichen.

Schon beim Betreten der lichtdurchfluteten Räume war zu spüren: Hier zieht erneut Wärme ein, hier entsteht wieder ein Treffpunkt, hier beginnt einmal mehr ein neues Kapitel im kulturellen Leben Bensheims, hier schlägt die beliebte Stadtbibliothek ein neues Kapitel auf.

„Es ist mir eine große Freude, Sie heute hier in der Alten Gerberei zu begrüßen – zur feierlichen Eröffnung unserer neuen Stadtbibliothek“, eröffnete Bürgermeisterin Christine Klein ihre Rede. „Dieser Tag markiert einen wichtigen Meilenstein für die Kultur, die Bildung und das gesellschaftliche Leben in Bensheim.“

Die Verwaltungschefin erinnerte daran, dass die Stadtbibliothek in den vergangenen Jahren vor großen Herausforderungen stand. „Im Neumarkt-Center gab es keine Zukunft. Langfristige Planungen waren dort nicht möglich und so waren wir gezwungen, nach Alternativen zu suchen“, erklärte sie und führte weiter aus:

„Wir haben viele Standorte geprüft – doch es zeigte sich schnell: Einen geeigneten Standort in der Innenstadt, der den vielfältigen Anforderungen einer modernen Bibliothek gerecht wird, gab es nicht.“

Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung fiel schließlich gemäß der Verwaltungs-Vorlage die Entscheidung: Die Alte Gerberei wird neuer alleiniger Standort mit einem im Vergleich zu früher aus Platzgründen reduzierten Mediensortiment.

„Gerade weil die Bibliothek für Jung und Alt, für Familien ebenso wie für Schüler, Studierende oder Senioren ein fester Anlaufpunkt war, hat die Zeit ohne sie eine Lücke in unserer Stadtgesellschaft hinterlassen“, so die Bürgermeisterin.

Umso größer sei die Freude über das neue Zuhause: „Über 12.000 Medien in hellen, einladenden Räumen, eine farbenfrohe Kinder- und Jugendabteilung, Lern- und Arbeitsplätze – und ein Ambiente, das zum Verweilen, Stöbern und Entdecken einlädt.“

Der öffentliche Bibliotheksbetrieb konzentriert sich nun vollständig auf die Alte Gerberei. Die denkmalgeschützte Bausubstanz wurde in den vergangenen Monaten umfassend modernisiert: Elektrik, Beleuchtung und Heizung sind erneuert, Holzböden gepflegt, die Akustik verbessert.

Nahezu das gesamte Mobiliar aus dem bisherigen Standort im Neumarkt-Center konnte übernommen werden – „ein wirtschaftlich wie ökologisch sinnvoller Schritt, der Bewährtes in neuem Umfeld erstrahlen lässt“, verdeutlichte Christine Klein.

Auch die technische Ausstattung macht den Bibliotheksbesuch komfortabel: Ein Selbstverbuchungsterminal erleichtert die Ausleihe, eine Rückgabebox am Eingang ermöglicht die Rückgabe unabhängig von den Öffnungszeiten.

Ein besonderes Lob richtete die Bürgermeisterin an das Team der Stadtbibliothek. „Während der Schließung haben Sie alles darangesetzt, unseren Bürgern weiterhin Angebote zu machen – mit der Pop-up-Bibliothek im Parktheater, mit Flohmärkten, mit Ihrem Vorleseprogramm und mit vielen kreativen Ideen.

Dafür gebührt Ihnen mein aufrichtiger Respekt und ein herzliches Dankeschön.“ Während der Feier überreichte sie Blumensträuße als Zeichen der Anerkennung an Andrea Zmolil, Claudia Daum, Susanne Hellwig-Jungmann, Alexander Weiß und Annerose Völker.

Darüber hinaus dankte sie dem Leiter des Eigenbetriebs Stadtkultur Thomas Herborn, den beteiligten Fachabteilungen der Stadtverwaltung, den Handwerksbetrieben und Architektin Doris Gölz, die das Projekt begleitet hat.

Stellvertretend für alle Beteiligten nannte sie Architektin Nicole Fabian, Technische Leiterin im Team Gebäude und Freiflächen, Claudia Sosniak, die Leiterin des Stadtarchivs, und Egon Klüss, Veranstaltungsmeister im Parktheater. „Die Alte Gerberei ist ein Haus voller Geschichten – und zugleich ein Ort, an dem neue Geschichten entstehen“, sagte die Bürgermeisterin.

Neben ihr sprachen im Rahmen der Eröffnung auch Doris Gölz sowie Alexander Budjan von der Hessischen Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken. Die Architektin berichtete von der Herausforderung, ein Varietétheater – und somit einen völlig abgedunkelten Raum – in eine lichtdurchflutete Bibliothek umzuwandeln. Gleichzeitig sollte jedoch ein wenig vom Charme des Varietés, das sich zuvor in der städtischen Immobilie befand, mitgenommen und erhalten werden.

„Was macht den Charme aus? Das ist vor allem das Raumerlebnis des historischen Gebäudes: hohe Räume, Holzbalkendecken und Bruchsteinwände. Durch den Ausbau der Theke konnten die Bruchsteinwände freigelegt und durch Lichtbänder in Szene gesetzt werden. Die Mystik des Ortes fängt den Besucher schon beim Empfang mit der Verbuchungstheke ein.

Die Farben des Mosaiks werden fortgesetzt durch die Farbgestaltung von Wand und Decke“, erläuterte Doris Gölz den Gästen in der Alten Gerberei. Die Dreidimensionalität des Raums, des Varietés, sei nach wie vor spürbar: Von der Galerie blickt man auf Bühne und Saal und erlebt diese besondere Raumwirkung. Die Mitarbeitenden der Bibliothek sitzen heute dort, wo früher die Künstlergarderoben waren, und können von dort Bühne und Saal überblicken.

Die Architektin dankte in ihrer Rede Bürgermeisterin Klein, der Ersten Stadträtin Nicole Rauber-Jung und dem Magistrat für die Ermöglichung des Projekts und hob die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, dem Team der Stadtbibliothek sowie den Handwerksbetrieben hervor.

Ihren Vortrag beendet Doris Gölz mit einem Wunsch: „Die Lockerheit des Varietés, die Magie dieses Ortes soll noch lange spürbar sein in der Hoffnung, dass sich der Vorhang hier für die Bibliothek so schnell nicht wieder schließt.“

Alexander Budjan stellte die Bedeutung der Bibliothek für die Stadt heraus. „Heute endet eine lange Durststrecke für die Bürger sowie die Mitarbeitenden.“ Bensheim habe als erfolgreicher Bibliotheksstandort immer zu den Top 10 in Hessen gezählt. Nun gelte es, den neuen Standort zu etablieren.

Bei aller Freude über die Eröffnung machte Christine Klein zugleich deutlich, dass die Stadtbibliothek langfristig wieder eine noch größere Rolle spielen soll: „So sehr wir diesen Tag heute feiern, so klar ist auch, „unser Ziel bleibt es, der Stadtbibliothek eine Heimat zu geben, in der ihr gesamtes reichhaltiges Angebot Platz findet und vollständig zur Geltung kommt.

Wir wollen dafür sorgen, dass unsere Stadtbibliothek auch in Zukunft und trotz schwieriger finanzieller Bedingungen die bestmöglichen Rahmenbedingungen erhält, um Bildung, Kultur und Begegnung in ihrer ganzen Vielfalt zu entfalten“.

Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Schülern der städtischen Musikschule. Den Auftakt gestaltete das Blockflötenensemble unter der Leitung von Gaby Roos-Weimar mit bekannten Melodien der Comedian Harmonists. Dem Klarinetten-Duo Naemi Fefler und Holger Mehling war es vorbehalten, einen akzentuiert vorgetragenen Schlusspunkt zu setzen.

Öffnungszeiten

Die Stadtbibliothek ist ab sofort geöffnet: montags von 11 bis 15 Uhr, dienstags von 13 bis 17 Uhr, donnerstags von 14 bis 18 Uhr, freitags von 11 bis 15 Uhr sowie am ersten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr. Mittwochs bleibt sie geschlossen.

Aktuelle Infos zur Stadtbibliothek und ihrem Angebot unter www.stadtkultur-bensheim.de, auf der Facebook-Seite der Stadtkultur oder auf der Startseite des WebOPAC https://webopac.winbiap.de/bensheim.

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